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Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 30.05.0994

Reutlinger Generalanzeiger

Ausstellung des Geschichtsvereins zeigt die Historie der Lichtensteiner Gasthöfe

Spaziergang durch die Vergangenheit

Lichtenstein-Oberhausen. (kga) Sonntag, bereits am Allerherrgottsvormittag, ist fast kein Durchkommen im alten Schulgebäude des Ortsteils Oberhausen. »Da schau, so sah das aus«, »Ich weiß es noch genau« und »Mensch, das gibt es auch schon nicht mehr!« Aussprüche, die häufig zu hören sind. Vornehmlich die älteren Besucher tauschen Gedanken aus und frischen ihre Erinnerungen auf. Eingeladen hat der örtliche Heimat- und Geschichtsverein. Im Mittelpunkt des Tages der offenen Tür steht die Eröffnung einer Ausstellung zum Thema: »Die Gasthöfe Lichtensteins - gestern und heute«.

»Kommunikationspunkte der Gesellschaft« nennt Bürgermeister Helmut Knorr in seinem Grußwort die gastronomischen Einrichtungen mit ihren Frühschoppen und Stammtischen, denen er wichtige soziale Bedeutung zumisst. So haben wohl auch die Lichtensteiner Bürger seit jeher gedacht und das »Wirtschaftsgewerbe« überaus intensiv gepflegt. Sechsunddreißig Gasthöfe haben in den letzten rund 150 Jahren hier den Betrieb aufgenommen. Einige existieren heute nicht mehr. Andere haben inzwischen eine andere Bestimmung.
     Das älteste, heute noch betriebene Gasthaus, ist nach den Recherchen der Hobbyhistoriker, der Oberhausener »Stern«, der 1808 als Schilderwirtschaft »Zur Linde« den Schank- und Beherbergungsbetrieb gemäß der »Wirthsordnung« von 1584 eröffnete. In dieser legte die Obrigkeit vor vierhundert Jahren fest, wer, wie die einstige »Garküche« nur warme Speisen ausgeben, wie die »Gassenwirte« obendrein noch Getränke verkaufen, oder die »Speisewirthschaft« sogar das Vieh tagsüber unterstellen durfte. Nachzulesen ist all dies auf einer der zahlreichen Schriftstücke, Dokumente und Tafeln, die der Forscherdrang der Frauen und Männer des Geschichtsvereins ans Tageslicht gefördert hat.
     Fotos, zum Teil aus privater Hand, Postkarten und ehemalige Werbeprospekte, der heute Hotel, Gasthof und Cafe genannten Unternehmen, helfen beim gedanklichen Nachzeichnen auf diesem »Wirtschaftlichen Streifzug durch die Ortsgeschichte«, wie es im Untertitel der Ausstellung heißt. Da erkennt man auf den Familienbildern hier und da ein bekanntes Gesicht, kann die eine oder andere Familienchronik studieren und insgesamt seine heimatkundlichen Kenntnisse nicht nur in puncto Gastronomie aufbessern.
     Die Zigarettenkiste aus Blech, die Gartengarnitur für den Sommer aus Holz und Metall sind neben anderen Exponaten noch als eigentlich nutzbare Originale zu bestaunen. Sie stammen aus einer Zeit, als ein Viertele Rotwein, offener wohlbemerkt, zwischen neunzig Pfennig und zwei Mark, und im Hotel-Restaurant Honau ein Wiener Rostbraten genau drei, warmer Leberkäse eine Mark und Ananas mit Sahne sechzig Pfennig kosteten.
     Nicht zu vergessen die Prominenz, die hier abstieg. Neben der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fand einst auch Tenor Rudolf Schock beispielsweise den Weg in das Albhotel Traifelberg. Mit John Shalikashvili durfte das Hotel »Adler« in Honau sogar den jetzigen Stabschef des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton bewirten, als dieser kurz vor seiner Ernennung, hohe NATO-Offiziere zu einem Gala-Diner ins Ländle entführte.

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein