Endlich mehr Platz
Geschichts- und Heimatverein baut zwei
weitere Räume in der Ludwigstraße um
Von Frank Heckel
Lichtenstein-Unterhausen. (GEA) Richtig zupacken
müssen derzeit die Mitglieder vom Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein. Bereits
über 500 Stunden haben sie in den Umbau und die Neugestaltung ihrer künftigen Räume im
zweiten Obergeschoss der Ludwigstraße 8 investiert - und noch ist kein Ende abzusehen.
Der Umbau ist notwendig, weil die 1992 im Parterre bezogen Räume für die Vorhaben des
Vereins nicht mehr ausreichen. Außerdem greife die vergleichsweise hohe Luftfeuchtigkeit
das Archiv und die elektronischen Geräte im Vereinsraum an.
Bei den Arbeiten im Obergeschoss wird Geschichte
regelrecht greifbar, denn bei den umfassenden Arbeiten im Haus, das im 15. Jahrhundert
gebaut wurde, kamen Teile einer uralten Deckenkonstruktion mit Lehm und Stroh zum
Vorschein. Gemessen am Alter des Gebäudes ist der Verein aber noch sehr jung.
1989 unternahmen Werner Vöhringer, Gert Lindemann und
Günther Frick die ersten Schritte zum Aufbau der Gemeinschaft. Anlass war die
900-Jahr-Feier von Unterhausen. Bereits an der Gründungsversammlung nahmen rund vierzig
Leute teil, schätzten die drei, die sich zusammen mit Nicola Frick und Adam Schuler zu
einem der zahlreichen Arbeitseinsätzen getroffen haben.
Mühlen im Visier
Heute sind es zehn aktive und 140 passive Mitglieder, die
dem Verein angehören. Doch es dürften ruhig ein paar mehr sein, so der Tenor der drei
Aktiven, jeder ist deshalb zu den Versammlungen freitagabends willkommen.
Die Erforschung der Industrialisierung, insbesondere des
Mühlenwesen im oberen Echaztal, ist das nächste große Ziel des Vereins. Doch vorerst
bleibt dafür keine Zeit. Der Umbau, da sind sich Vöhringer, Lindemann und Frick einig,
geht vor. Und da gibt's noch einiges zu tun. Denn die neuen Räume im zweiten Obergeschoss
wurden bislang von einem Dentallabor genutzt und sind dementsprechend eingerichtet. Jetzt
gilt es, die Einrichtung für die Zwecke des Vereins umzubauen. Dafür mussten die
Heimatkundler bereits eingezogene Wände wieder herausreißen oder Gas-, Wasser- und
Druckluftleitungen aus dem Boden entfernen lassen.
Ganz auf sich alleine gestellt sind sie bei dieser Arbeit
nicht. Sowohl Unternehmer als auch die Gemeinde stellen unentgeltlich Materialien bereit
oder bieten fachmännische Hilfe an.
Dauerhafte Ausstellungen
Wenn die zwei Räume im Obergeschoss dieses Jahr umgebaut
sind, dann sind endlich dauerhafte Ausstellungen in den eigenen vier Wänden möglich.
Darüber freuen sich die drei besonders. Bislang waren - aufgrund der Platznot des Vereins
- nämlich nur zeitlich begrenzte Ausstellungen im Rathaus drin.
Es ist sehr schade, dass in den privaten Haushalten so
viel weggeworfen wird, meinte Vöhringer. Denn neben dem Gemeindearchiv sind vor allem die
privaten Haushalte wichtige Quellen für die Arbeit des Geschichts- und Heimatvereins. Und
Vieles, was von den meisten Bürgern für unbrauchbar gehalten wird, ist für die Forscher
ein wichtiger Mosaikstein zur Beleuchtung der Heimatgeschichte.
Für ihr diesjähriges Projekt suchen die
Vereinsmitglieder neben Fotos auch Zeichnungen, Pläne, Verträge oder Gegenstände aller
Art, die irgendwas mit Lichtensteiner Mühlen, Turbinen, Quellen oder Brunnen zu tun
haben. Es müsse schnell gehandelt werden, so Vöhringer, damit sie noch direkten Kontakt
zu möglichen Zeitzeugen herstellen können und Informationen aus erster Hand erhalten.
Entgegen den Erwartungen vieler Lichtensteiner hält sich
der Verein bei den Feierlichkeiten anlässlich des 200. Geburtstags von Wilhelm Hauff
heraus. Auch das liegt am Umbau: »Wir haben einfach keine Kapazitäten mehr frei«, so
Lindemann. Die Geschichtsforscher blicken aber nicht nur zurück, sondern auch auf das,
was gegenwärtig in Lichtenstein passiert. Denn mit ihrem Projekt zur Industrialisierung
ist auch die Entwicklung des Einzelhandels bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt in
Lichtenstein verbunden. Frick bringt den Rückgang der Einzelhandelsgeschäfte prägnant
auf den Punkt: »Aus Tante Emma wurde Tante Aldi.«
Für den Fall, dass der Verein genauso wie die
Tante-Emma-Läden irgendwann einmal von der Bildfläche verschwunden sein sollte, wurde
Vorkehrung getroffen: Das Material, das bis dato gesammelt und archiviert wurde, fällt
dann in den Besitz der Gemeinde. |