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Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 19.09.2003

Reutlinger Generalanzeiger

Wirtshausgeschichte(n) - Der Holzelfinger Adler (1824 bis 1981) ging über Generationen konsequent vom Vater an den Sohn über

Das erste Telefon am Ort

LICHTENSTEIN. Den Adler in Holzelfingen gründete 1824 Johann-Adam Tröster. Die Geschichte des Gasthauses hat der Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein aufgearbeitet und stellt sie in einer Folge über historische Gaststätten in Lichtenstein vor. Wie an den beiden großen Kellern unter der Wirtschaft und einem zusätzlichen Keller unter der Scheune sichtbar wird, sollte der Betrieb ursprünglich auch mit einer Brauerei ausgerüstet werden. Dieses Vorhaben musste aber aus Geldmangel abgebrochen werden.

Der Adler war lange Zeit der Mittelpunkt des Lebens in Holzelfingen: Ursprünglich war in seinem Keller eine Brauerei geplant. FOTO: PR emptypixel.gif (43 Byte) Der Adler war lange Zeit der Mittelpunkt des Lebens in Holzelfingen: Ursprünglich war in seinem Keller eine Brauerei geplant. FOTO: PR

Eine Besonderheit ist, dass das Gasthaus konsequent in direkter Linie von den Vätern auf die Sohne übertragen wurde. 1836 folgte Adam Tröster, der das Gasthaus 1856 an Johann Adam übergab. 1868 übernahm der Bäcker Christian den Betrieb, der ihn 1921 an seinen Sohn Christian jun. übergab.

Mit dem ersten Telefon im Ort bekam der Adler eine wichtige Funktion im Ortsleben von Holzelfingen. Der Gasthof war auch Mittelpunkt in Holzelfingen für die örtlichen Vereine. Vor über 100 Jahren wurde dort der Schwäbische Albverein gegründet.

Neben der Gastwirtschaft gab es von Anfang an drei bis vier Fremdenzimmer. Unter den Übernachtungsgästen waren auch zahlreiche ausländische Reisende wie das noch vorhandene Gästebuch belegt. Nachdem der Adler im Zweiten Weltkrieg durch Brand stark beschädigt wurde, erfolgte 1945 der Wiederaufbau. Richard Tröster führte das Gasthaus, das er 1944 von seinem Vater Christian jun. übernommen hatte bis zu dessen endgültiger Schließung 1981.

Zwei Anekdoten, die Richard Tröster überlieferte, und die die sprichwörtliche Bauernschläue nicht nur Holzelfinger Gastronomen belegt, sollen nicht vorenthalten bleiben: In der Wirtschaft wurde hauptsächlich Vesper serviert, vor allem warmer Leberkäse mit Zwiebeln, Soße und dazu Brot oder Wecken. Bei besonderen Anlässen wurde allerdings auch aufwendig gekocht. In einem Wirtschaftstagebuch von Christian Tröster sen. stand, dass man für gute Stammgäste einmal gebratenen Stallhasen hätte servieren sollen. Anstatt dessen wurde eine Katze gebraten und die Gäste sagten danach, dass es sehr gut gewesen wäre. Die Soße hätte sehr würzig geschmeckt.

Der Gasthof wurde zusammen mit der notwendigen Landwirtschaft mit vier bis sechs Personen bewirtschaftet, wobei neben den Mägden und Knechten auch die Nachbarn mitgeholfen haben. Über Christian Tröster jun. wird dazu berichtet, dass er ein sehr ruhiger Mann war, der mit der Ernte so lange wartete, bis die Holzelfinger mitgeholfen haben. Andererseits legte er großen Wert darauf, dass sein Sohn Hugo Tröster jede Woche die Türschnalle der Wirtshaustür und den Wasserhahn der Tiertränke mit Putz-Pomade polierte. (GEA)

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein