Pressestimmen

 

Reutlinger Nachrichten / Südwestpresse:
Aus Stadt und Kreis Reutlingen / 10.11.2014

Reutlinger Nachrichten - Südwestpresse

Knitze Kutten mit Wortwitz

A cappella gabs in klangvollen Stimmen Wundersames und Witziges auf die Ohren - und das Publikum durfte auch mitmachen: Der Chor der Mönche gastierte auf Einladung des Geschichts-und Heimatvereins.

 

Die "Mönche" buhlen wortgewandt, auf vortreffliche Weise reizend ebenso wie vielstimmig um die Gunst einer Dame aus dem Publikum. Foto: Jürgen Herdin

"Toll, hier ischs so voll", reimte der mit einer Countertenorstimme gesegnete Wolfgang Vogt gleich zu Beginn. Selbstverständlich waren alle Plätze im Johann-Jakob-Rösch-Gemeindehaus in Unterhausen besetzt. Dem "Chor der Mönche" eilt schließlich der Ruf voraus, mit zu den virtuosesten Künstlern zu gehören, die ihren astreinen, geschmeidigen A-cappella-Gesang mit Witz, Ironie und teils bissigster Satire verbinden - lückenlos, teils auch gerne frivol bis schamlos.

Da macht es sich gut, vorab schon einmal darauf zu verweisen, ein "gnadenlos weltliches Musikkabarett" zu sein. Wenngleich Blasphemie bei dem Quartett nicht vorkommt - zumal nicht in einem evangelischen Gemeindehaus. Auf treffende Weise - verspüren da manche im Publikum nicht sogar ein bisschen Fremdschämen? - nehmen die vier Künstler aus dem Steinlachtal alltägliche Marotten in fantastischer Weise auf die Schippe.

"Und so versuchte jeder den anderen zum Abstieg in die Gletscherspalte zu bewegen". Dorthin war den Bergsteigern nämlich ihr Radio gefallen. "Holladrio-hol uns uns das Radio wieder hoch", so vertonten die Mönche jodelnd eines der absurdesten Ereignisse der alpinen Bergsteigergeschichte.

Einen Shitstorm über die "Wellness-Faulenzerei" gabs mit oral-produzierten Didgeridoo-Klängen gewürzt. "Zum Schwitza gang I in den Wald und mach Holz, des macht zweimal warm". Aber fürs "Schwitza auch no Geld zahla", nein, der Protagonist will nicht "wellgenässt" werden: Das Stück ist eine klare Absage an kostspielige Wohlfühl-Angebote, dargeboten mit viel augenzwinkerndem Humor. Das Publikum jubelte in die Pause hinein - und verlangte den Künstlern nach zwei Stunden gleich noch Zugaben ab. So schnell kommen die "Mönche" nicht wieder, die Auftragsbücher sind voll.

Gert Lindemann vom Heimat- und Geschichtsverein gelang es, ein Quartett zu engagieren, das eigentlich immer voll ausgebucht ist. Es handelt sich dabei um den Chemie-Lehrer Michael Niethammer, der den Tenor gibt und die meisten Texte verfasst. Mit fast eunuchenhaften Tönen kann Wolfgang Vogt auftrumpfen, der auch im katholischen Kirchenchor Mössingen aktiv ist. Bariton Volker Siegle erfreut sich bereits des Pensionärsdaseins. Und Herbert Carl gibt einen ganz außergewöhnlich strammen Bass. Was ihn auch für den Südwestdeutschen Kammerchor Tübingen qualifiziert. Alle haben ein Auto mit Anhängerkupplung, denn wer ohne dieselbe - und ohne Anhängerkupplung - durchs Steinlachtal fährt, "ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Reingeschmeckter". Denn: "Samstag ist bei uns Tag der Arbeit". Aber der Berichterstatter der Mönche hegt den Verdacht, dass bei uns mancher den Hänger leer durch die Gegend fährt. denn gleichermaßen gelte: "Das Steinlachtal ist vermutlich die einzige Gegend auf der Welt, "wo der Hänger ein Symbol für Männlichkeit ist".

Skurril und einzigartig auf der Welt ist mutmaßlich die Hymne der Mönche an den Most. Da hatten sie zuvor alle Archive durchsucht. "Wirft Blasen vom Gasen, macht Kronen von Schaum. Und an Dreikönig ists soweit. Du hältst das Krügle drunter - da fließt es klar - und gerade so wie Mittelstrahl-Urin."

Ob Beamtenschelte - waren da welche im Publikum ? - ob an der Tuba oder feurig an der Gitarre: Die Mönche begeisterten ihr Publikum in Unterhausen und sorgten für einen äußerst vergnüglichen Abend.

JÜRGEN HERDIN

Erscheinungsdatum: Samstag, 10.11.2014
Quelle: http://www.swp.de

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