Nostalgische Schau 60 Jahre nach »Hochzeit«
Foto-Retrospektive zur Zusammenlegung von Ober und Unterhausen im
Rathaus eröffnet
Lichtenstein-Unterhausen. (köh) Ein besonderes Geburtstagsgeschenk zum
einjährigen Bestehen machte sich und den Bürgern der Gemeinde der
Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein. Zur Zusammenlegung der Orte
Unterhausen und Oberhausen vor 60 Jahren haben die Ortshistoriker in vielen
Fotoalben gekramt und eine Rückschau in Bildern im Rathaus in
Lichtenstein-Unterhausen zusammengestellt (vergleiche Freitagausgabe). Mit
einem Festakt am vergangenen Mittwoch wurde die Ausstellung dem Publikum
vorgestellt.
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Verabschiedet: Archivar Paul Schweizer, Bürgermeister Knorr
übergibt ein Geschenk |
Ausstellung im Rathaus (Fotos: köh)
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Bürgermeister Helmut Knorr betonte in seiner Begrüßung, man habe für die
Ausstellungseröffnung bewußt den Sitzungssaal des Rathauses in Unterhausen
gewählt, weil dort die historische Unterzeichnung des
Zusammenlegungsvertrags vorgenommen worden sei. Knorr bedankte sich
besonders bei Werner Vöhringer, dem Vorsitzenden des Geschichts- und
Heimatvereins für das vielfache Wirken der Hobbyhistoriker, so auch bei der
900-Jahr-Feier im vergangenen Herbst. Die Gegenwart werde erst durch die
Geschichte verständlich, sagte Knorr. Einen wichtigen Dienst für die
Geschichtsschreibung Unterhausens hatte auch der ehrenamtliche
Gemeindearchivar Paul Schweizer geleistet, dem Knorr »ganz herzlich« mit
einem Präsent der Gemeinde für seine Arbeit dankte. 1976 war durch seine
intensive Arbeit ein Bildband über die Gemeinde Lichtenstein möglich
geworden. Nachfolger des 80jährigen wird Wilhelm Reiff, der wie sein
Vorgänger auch beim Geschichts und Heimatverein aktiv ist.
Wie gründlicher sich in seine neue Aufgabe
eingearbeitet hat, bewies Wilhelm Reiff in seinem Vortrag am Mittwoch. In
einem Streifzug durch die Hauptbücher der Gemeindekassen Unterhausens und
Oberhausens der Jahre 1929/30 zeigte er die finanzielle Situation der Dörfer
in diesen Jahren auf. Viel Statistik gab es da zu hören, so z. B. daß
Unterhausen zu diesem Zeitpunkt 1 776 Einwohner und Oberhausen 950 Einwohner
zählte.
So manches Schmankerl war unter diesen Zahlen
verborgen, so, daß die Gemeinde 1930 zwei Hunde für vier Mark versteigert
hatte, die ihr »wegen Nichtbezahlung der Hundesteuer« zugefallen waren. Aus
den Rechnungen ging auch hervor, daß die Gemeinde einen Gutachter bezahlte,
der eine neu entdeckte Höhle in Augenschein nehmen sollte. Leider wurde
nichts aus der vermuteten weiteren Einnahmequelle neben der Nebelhöhle.
In ihrem Vortrag zur Zusammenlegung der beiden
Gemeinden hatte die Reutlinger Stadtarchivarin Betz-Wischnath spannend und
genau aufgezeigt. wie aus den beiden Orten trotz anfänglichen Sträubens doch
eine Gemeinde wurde (wir berichteten). Wichtig war in diesem Zusammenhang
auch die Namensgebung. Nicht zuletzt die Unterhausener Firmen gaben den
Ausschlag dafür, daß der Vorschlag des damaligen Landrats Kommerell nicht an
genommen wurde. Er schlug den neuen Namen »Hausen an der Echaz« vor. Die
Firmen begründeten ihre Ablehnung mit dem Hin weis, es gäbe in Württemberg
schon 17 Gemeinden dieses Namens, »Unterhausen« sei aber einmalig. Und so
wurde der Name für die neuentstandene Gemeinde übernommen.
Wer sich anhand der Bilder vor sechzig Jahren über das Leben
im Echaztal informieren will, der kann das noch bis zum 27. Juni während der
Öffnungszeiten des Lichtensteiner Rathauses tun. |