Pressestimmen

 

Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 16.06.1990

Reutlinger Generalanzeiger

Nostalgische Schau 60 Jahre nach »Hochzeit«

Foto-Retrospektive zur Zusammenlegung von Ober und Unterhausen im Rathaus eröffnet

Lichtenstein-Unterhausen. (köh) Ein besonderes Geburtstagsgeschenk zum einjährigen Bestehen machte sich und den Bürgern der Gemeinde der Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein. Zur Zusammenlegung der Orte Unterhausen und Oberhausen vor 60 Jahren haben die Ortshistoriker in vielen Fotoalben gekramt und eine Rückschau in Bildern im Rathaus in Lichtenstein-Unterhausen zusammengestellt (vergleiche Freitagausgabe). Mit einem Festakt am vergangenen Mittwoch wurde die Ausstellung dem Publikum vorgestellt.

Verabschiedet: Archivar Paul Schweizer, Bürgermeister Knorr übergibt ein Geschenk Ausstellung im Rathaus (Fotos: köh)
  

Bürgermeister Helmut Knorr betonte in seiner Begrüßung, man habe für die Ausstellungseröffnung bewußt den Sitzungssaal des Rathauses in Unterhausen gewählt, weil dort die historische Unterzeichnung des Zusammenlegungsvertrags vorgenommen worden sei. Knorr bedankte sich besonders bei Werner Vöhringer, dem Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins für das vielfache Wirken der Hobbyhistoriker, so auch bei der 900-Jahr-Feier im vergangenen Herbst. Die Gegenwart werde erst durch die Geschichte verständlich, sagte Knorr. Einen wichtigen Dienst für die Geschichtsschreibung Unterhausens hatte auch der ehrenamtliche Gemeindearchivar Paul Schweizer geleistet, dem Knorr »ganz herzlich« mit einem Präsent der Gemeinde für seine Arbeit dankte. 1976 war durch seine intensive Arbeit ein Bildband über die Gemeinde Lichtenstein möglich geworden. Nachfolger des 80jährigen wird Wilhelm Reiff, der wie sein Vorgänger auch beim Geschichts und Heimatverein aktiv ist.
     Wie gründlicher sich in seine neue Aufgabe eingearbeitet hat, bewies Wilhelm Reiff in seinem Vortrag am Mittwoch. In einem Streifzug durch die Hauptbücher der Gemeindekassen Unterhausens und Oberhausens der Jahre 1929/30 zeigte er die finanzielle Situation der Dörfer in diesen Jahren auf. Viel Statistik gab es da zu hören, so z. B. daß Unterhausen zu diesem Zeitpunkt 1 776 Einwohner und Oberhausen 950 Einwohner zählte.
     So manches Schmankerl war unter diesen Zahlen verborgen, so, daß die Gemeinde 1930 zwei Hunde für vier Mark versteigert hatte, die ihr »wegen Nichtbezahlung der Hundesteuer« zugefallen waren. Aus den Rechnungen ging auch hervor, daß die Gemeinde einen Gutachter bezahlte, der eine neu entdeckte Höhle in Augenschein nehmen sollte. Leider wurde nichts aus der vermuteten weiteren Einnahmequelle neben der Nebelhöhle.
     In ihrem Vortrag zur Zusammenlegung der beiden Gemeinden hatte die Reutlinger Stadtarchivarin Betz-Wischnath spannend und genau aufgezeigt. wie aus den beiden Orten trotz anfänglichen Sträubens doch eine Gemeinde wurde (wir berichteten). Wichtig war in diesem Zusammenhang auch die Namensgebung. Nicht zuletzt die Unterhausener Firmen gaben den Ausschlag dafür, daß der Vorschlag des damaligen Landrats Kommerell nicht an genommen wurde. Er schlug den neuen Namen »Hausen an der Echaz« vor. Die Firmen begründeten ihre Ablehnung mit dem Hin weis, es gäbe in Württemberg schon 17 Gemeinden dieses Namens, »Unterhausen« sei aber einmalig. Und so wurde der Name für die neuentstandene Gemeinde übernommen.
    Wer sich anhand der Bilder vor sechzig Jahren über das Leben im Echaztal informieren will, der kann das noch bis zum 27. Juni während der Öffnungszeiten des Lichtensteiner Rathauses tun.

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein