Ausstellung des Geschichtsvereins zeigt die Historie der
Lichtensteiner Gasthöfe
Spaziergang durch die Vergangenheit
Lichtenstein-Oberhausen. (kga) Sonntag, bereits am
Allerherrgottsvormittag, ist fast kein Durchkommen im alten Schulgebäude des Ortsteils
Oberhausen. »Da schau, so sah das aus«, »Ich weiß es noch genau« und »Mensch, das
gibt es auch schon nicht mehr!« Aussprüche, die häufig zu hören sind. Vornehmlich die
älteren Besucher tauschen Gedanken aus und frischen ihre Erinnerungen auf. Eingeladen hat
der örtliche Heimat- und Geschichtsverein. Im Mittelpunkt des Tages der offenen Tür
steht die Eröffnung einer Ausstellung zum Thema: »Die Gasthöfe Lichtensteins - gestern
und heute«.
»Kommunikationspunkte der Gesellschaft« nennt
Bürgermeister Helmut Knorr in seinem Grußwort die gastronomischen Einrichtungen mit
ihren Frühschoppen und Stammtischen, denen er wichtige soziale Bedeutung zumisst. So
haben wohl auch die Lichtensteiner Bürger seit jeher gedacht und das
»Wirtschaftsgewerbe« überaus intensiv gepflegt. Sechsunddreißig Gasthöfe haben in den
letzten rund 150 Jahren hier den Betrieb aufgenommen. Einige existieren heute nicht mehr.
Andere haben inzwischen eine andere Bestimmung.
Das älteste, heute noch betriebene Gasthaus, ist nach den
Recherchen der Hobbyhistoriker, der Oberhausener »Stern«, der 1808 als
Schilderwirtschaft »Zur Linde« den Schank- und Beherbergungsbetrieb gemäß der
»Wirthsordnung« von 1584 eröffnete. In dieser legte die Obrigkeit vor vierhundert
Jahren fest, wer, wie die einstige »Garküche« nur warme Speisen ausgeben, wie die
»Gassenwirte« obendrein noch Getränke verkaufen, oder die »Speisewirthschaft« sogar
das Vieh tagsüber unterstellen durfte. Nachzulesen ist all dies auf einer der zahlreichen
Schriftstücke, Dokumente und Tafeln, die der Forscherdrang der Frauen und Männer des
Geschichtsvereins ans Tageslicht gefördert hat.
Fotos, zum Teil aus privater Hand, Postkarten und ehemalige
Werbeprospekte, der heute Hotel, Gasthof und Cafe genannten Unternehmen, helfen beim
gedanklichen Nachzeichnen auf diesem »Wirtschaftlichen Streifzug durch die
Ortsgeschichte«, wie es im Untertitel der Ausstellung heißt. Da erkennt man auf den
Familienbildern hier und da ein bekanntes Gesicht, kann die eine oder andere
Familienchronik studieren und insgesamt seine heimatkundlichen Kenntnisse nicht nur in
puncto Gastronomie aufbessern.
Die Zigarettenkiste aus Blech, die Gartengarnitur für den Sommer
aus Holz und Metall sind neben anderen Exponaten noch als eigentlich nutzbare Originale zu
bestaunen. Sie stammen aus einer Zeit, als ein Viertele Rotwein, offener wohlbemerkt,
zwischen neunzig Pfennig und zwei Mark, und im Hotel-Restaurant Honau ein Wiener
Rostbraten genau drei, warmer Leberkäse eine Mark und Ananas mit Sahne sechzig Pfennig
kosteten.
Nicht zu vergessen die Prominenz, die hier abstieg. Neben der
deutschen Fußball-Nationalmannschaft fand einst auch Tenor Rudolf Schock beispielsweise
den Weg in das Albhotel Traifelberg. Mit John Shalikashvili durfte das Hotel »Adler« in
Honau sogar den jetzigen Stabschef des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton bewirten,
als dieser kurz vor seiner Ernennung, hohe NATO-Offiziere zu einem Gala-Diner ins Ländle
entführte. |