Stöbern im alten Ortsplan
Lichtensteiner Geschichts- und
Heimatverein öffnete Pforten
Lichtenstein. (pe) »Du, das musst du dir
angucken«, meinte eine Besucherin gestern Nachmittag beim Tag der offenen Tür des
Lichtensteiner Geschichts- und Heimatvereins zu ihrem Mann und beugte sich tief über ein
Foto, das sie in einem der vielen blauen Ordner entdeckt hatte.
»Wir haben heute unsere Pforten geöffnet, um auf unsere
Arbeit und vor allem auch die Geschichte aufmerksam zu machen«, sagte der
stellvertretende Vorsitzende Günther Frick des Vereins. Die Leute wüssten oft gar nicht,
ist er überzeugt, was sie für Schätze haben. Bei der Arbeit des 140 Mitglieder starken
Vereins gestalte es sich oft schwierig, an Informationen - beispielsweise über ein
bestimmtes Gebäude - heranzukommen, da die ehemaligen Besitzer oder deren Familien, sich
schon vor Jahrzehnten in alle Winde zerstreut haben.
Aber vielleicht sind ja bei der restlichen Bevölkerung noch ein
paar Erinnerungskrumen da. Und auf die setzt der Lichtensteiner: »Wir wollen die Leute
animieren, uns von ihren Erinnerungen zu erzählen. Dann können wir das niederschreiben.
Jeden Freitagabend treffen sich die Mitglieder des
Geschichtsvereins, um die noch brachliegenden Teile der Gemeindegeschichte aufzuarbeiten.
Beim Tag der offenen Tür gab's nun einen Einblick ins Archiv, das im letzten Jahr um
einige Ordner dicker geworden ist. Aufgearbeitet wurde das Thema der letztjährigen
Ausstellung »Einzelhandel gestern & heute«. Da lag der Forschungsschwerpunkt auf
Bäcker, Metzger und Gemischtwarenhandel. Anhand von Fotos und Baudaten, Besitzer- und
Pächternamen lassen sich für die Älteren der Besucher die Erinnerungen besser
auffrischen, und den Jungen bleibt oft nur noch das Staunen. Einige können die enormen
Veränderungen kaum glauben, Als Günther Frick einen alten Ortsplan aus dem 19.
Jahrhundert hervorholt, wird fleißig nach den heutigen Straßennamen gesucht. Mit
mäßigem Erfolg, denn so manches Gässle wechselte im Laufe der Zeit seinen Namen.
Auf den Fotos lässt sich manch Interessantes Detail entdecken:
Beispielsweise hatte der »Hirsch«, der 1968 nach einem Brand abgebrochen wurde, der aber
schon 1827 gestanden haben muss und 1840 im zweiten Stock eine Bäckerei beherbergte, eine
auffällige Ähnlichkeit mit dem heute an dem Platz stehenden Bushaltestellenhäuschen
«Oberhausen«.
Bildlich umrahmt wurde der Einblick ins Archiv der
Geschichtsfreunde von den großformatigen Fotoarbeiten Winfried Reiffs, der sowohl die
Umgebung Lichtensteins ablichtete, als auch bei seinen Tier- und Pflanzenaufnahmen viel
Liebe zum Motiv erkennen ließ. Die Aufnahmen, größtenteils Stilleben, die Schönheit
und Einzigartigkeit der Natur wiederspiegeln, erweckten bei den Betrachern große
Begeisterung.
Großes Ziel des Vereins sei es, so Frick, sich auch in die
oberen Stockwerke des Gebäudes Ludwigstraße 8 auszudehnen, um einmal das Museum daraus
machen zu können. Dieses soll dann die Industriealisierung im oberen Echaztal
dokumentieren. Denn dies ist das Ziel, das sich der Verein bei seiner Gründung 1989 auf
die Fahnen geschrieben hat. |