Wirtshausgeschichte(n) - 1925 eröffnet in Honau die erste
Tankstelle. Forellenfans brauchten auch Benzin
Zum Volltanken ging's ins Rößle
LICHTENSTEIN-HONAU. Das Honauer Rößle wurde um
1825 erbaut und bis 1860 von Jakob Stahlecker betrieben. 1860 übernahm Stefan Tröster
den Wirtschaftsbetrieb, dem er 1862 eine Bierbrauerei und vier Jahre später eine
Branntweinbrauerei hinzufügte. Die Geschichte des Gasthauses hat der Geschichts- und
Heimatverein Lichtenstein aufgearbeitet. Sie bildet den Auftakt zu einer GEA-Serie über
historische Gaststätten in Lichtenstein.
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Forellen und
Benzin gab's lange Zeit beim Rößle-Wirt in Honau.
FOTO: PR |
Mit der Aufzucht der Regenbogenforellen, die aus dem
fernen Amerika importiert wurden, begann die Familie 1887. 1891 übernimmt Sohn Stefan
jun. den Betrieb, der in den Gemeindeunterlagen bereits als Rößlewirt eingetragen ist.
Dem Wunsch vieler Gäste folgend eröffnete der Gasthof
Rößle 1925 eine Tankstelle - die erste in Honau. Die Forellen der Familien
Tröster/Gumpper vom »Rößle« waren zu der Zeit nämlich schon weithin bekannt. Schon
damals kamen einige Gäste von weither mit dem Automobil angereist. Da das Tankstellennetz
zu dieser Zeit noch nicht so gut ausgebaut war, gab die erste Tankstelle in Honau die
Gewähr, auch wieder nach Hause zu gelangen. Eine kleine Anekdote, die 1945 zum Abbruch
der Tankstelle durch die französische Besatzungsmacht führte, soll nicht unerwähnt
bleiben: Die französischen Soldaten hatten ihren morgendlichen und abendlichen Appell mit
Antreten, Flaggenhissen und Einholung der Fahne im Rößlehof. Nun stand jedoch die
Fahnenstange direkt neben der Zapfsäule.
Dies störte den französischen Offizier, der Trikolore und
Zapfsäule einfach nicht zusammenbrachte: Er ließ die Tankstelle kurzerhand entfernen.
Die Familie Gumpper verzichtete nach dem Abzug der Franzosen 1946 auf den Wiederaufbau.
Durch Anbau eines Traktes im Jahr 1981/82 entstanden erstmals im Gasthaus auch
Übernachtungsmöglichkeiten. Das heutige »Stammhaus« verfügte somit über drei Einzel-
und acht Doppelzimmer.
Als die junge Generation das Ruder übernahm, entschloss
man sich 1996 zur völligen Umstrukturierung im Altbau sowie zum Neubau des
Hotel-Restaurants. Im Mai 1997 wurden die neuen Räume, darunter auch mehrere
Konferenzzimmer, ihrer Bestimmung übergeben. Auch die Übernachtungsmöglichkeiten wurden
nochmals erweitert. Heute wird der Betrieb in der achten Generation von Dagmar und Gerhard
Gumpper sowie Karin Stoll, der Tochter des Hauses, und ihrem Ehemann Philipp geführt.
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