Postkarten - In der
Ausstellung im Alten Schulhaus in Oberhausen werden viele Erinnerungen
geweckt, positive und negative. Noch am 21. und 28. September geöffnet
Die heile Welt der
Kindheit
LICHTENSTEIN. Postkarten zeigen
die Welt von ihrer schönsten Seite. Doch wenn darauf der eigene Wohnort
abgebildet ist, dann wecken sie auch viele Erinnerungen: positive wie
negative. So sahen sich die Besucher der Lichtensteiner
Postkartenausstellung (wir berichteten) die rund 400 Exemplare zwar gerne,
manchmal aber auch mit gemischten Gefühlen an.
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Freudige aber auch
nachdenkliche Blicke provozierten die Postkartenmotive in der
Ausstellung im »Alten
Schulhaus« Foto: KAB |
»Von
dem Sprungbrett habe ich einen anderthalbfachen Salto gemacht.« Gerne
erinnert sich Adolf Haid (75) an die Zeit, als ' es in Unterhausen ein
Freibad gab. Vor der Postkarte erzählt er vom beeindruckenden Festzug
anlässlich der Eröffnung des Bades 1935. Fünfzig Meter lang, war das
Becken und beheizt! Aus der ganzen Umgebung kamen deshalb die Schwimmer
hierher. »Mittwochs haben wir Jugendlichen es zusammen mit dem
Bademeister gereinigt«, erzählt Haid. Das aufgeheizte Wasser gab's
übrigens von der Firma Burkhardt. 1972 wurde das Freibad im Zuge der
Unterhausener Ortskernsanierung und des Baus der Lichtensteinhalle
geschlossen.
Auch der Blick von Ruth und Eugen
Reiff (beide 74) fällt als Erstes auf die Postkarten' mit dem
Freibadmotiv. »Es war damals hochmodern«, beteuert Eugen Reiff, der in
Unterhausen aufgewachsen ist und dort zusammen mit seiner späteren Frau
die Schulbank gedrückt hat. Diese schwärmt vom Traifelberg-Hotel, das
auf einer Jahrzehnte alten Postkarte äußerst repräsentativ aussieht.
Als Kind habe sie dort unbedingt mal hineingewollt. Das sei natürlich zur
damaligen Zeit illusorisch gewesen.
Für die Lichtensteiner war das
Leben damals - die ältesten Postkarten, die nicht ausschließlich den »Lichtenstein«
zeigen, stammen aus den Zwanziger Jahren - alles andere als die »gute,
alte Zeit«, erklärt Gert Lindemann vom Geschichtsverein. Die Postkarten
vor dem Zweiten Weltkrieg zeigen bewirtschaftete Hänge, wo heute Wald
ist. Aus der Not heraus mussten damals die steilen Abhänge mühsam
bearbeitet werden.
»Früher war's nicht so verbaut«
Jüngere Besucher können sich
daran nicht mehr erinnern. Doch auch sie finden viele Motive ihrer
Kindheit auf den Karten, die es so heute nicht mehr gibt. Thomas Hipp (42)
und seine Schwester Ruth Rau sind in der Nähe der Alten Echazbrücke
aufgewachsen und in den ersten beiden Schuljahren noch in die Hauff-Schule
gegangen. Romantisch sei es dort gewesen, findet die Schwester und beugt
sich über die Postkarten mit dem Brückenmotiv: »Es war für mich eine
heile Welt.« Eine Meinung, die ihr Bruder so nicht teilen mag. Der
19-jährige Sohn von Ruth Rau findet's interessant, an Hand der Karten
festzustellen, wie sich das Dorf verändert hat: »Früher war's nicht so
verbaut.«
Viele Besucher
Anderen- fällt auf, dass etliche
Geschäfte und Gastronomiebetriebe aus dem Ortsbild verschwunden sind. So
gab's in der Rathausstraße das Tanzcafé Beyerl, »das führende Haus mit
Niveau, Atmosphäre und Großstadtcharakter«, wie es auf der
entsprechenden Karte heißt. Es sei in der Tat Ende der 60er und Anfang
der 70er Jahre. ein gepflegtes Haus gewesen, bestätigt Lindemann, mit
überregionalem Publikum und renommierten Tanzkapellen.
Sehr zufrieden zeigten sich Gert
Lindemann und Werner Vöhringer über die Besucherzahlen am ersten Tag der
Ausstellung im »Alten Schulhaus Oberhausen«. Viele informierten sich
zusätzlich noch im Archiv des Geschichtsvereins über Gebäude und
historische Ereignisse.
Die Ausstellung historischer
Ansichtskarten aus Honau, Holzelfingen, Unterhausen und vom Schloss
Lichtenstein aus den Sammlungen von Manfred Rapp und Ernst Etter ist noch
am 21. und 28. September geöffnet, jeweils zwischen 10 und 18 Uhr. (kab) |