Wirtshausgeschichte(n) - Der Holzelfinger Adler (1824 bis 1981)
ging über Generationen konsequent vom Vater an den Sohn über
Das erste Telefon am Ort
LICHTENSTEIN. Den Adler in Holzelfingen gründete
1824 Johann-Adam Tröster. Die Geschichte des Gasthauses hat der Lichtensteiner
Geschichts- und Heimatverein aufgearbeitet und stellt sie in einer Folge über historische
Gaststätten in Lichtenstein vor. Wie an den beiden großen Kellern unter der Wirtschaft
und einem zusätzlichen Keller unter der Scheune sichtbar wird, sollte der Betrieb
ursprünglich auch mit einer Brauerei ausgerüstet werden. Dieses Vorhaben musste aber aus
Geldmangel abgebrochen werden.
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Der Adler war
lange Zeit der Mittelpunkt des Lebens in Holzelfingen: Ursprünglich war in seinem Keller
eine Brauerei geplant. FOTO: PR |
Eine Besonderheit ist, dass das Gasthaus konsequent in
direkter Linie von den Vätern auf die Sohne übertragen wurde. 1836 folgte Adam Tröster,
der das Gasthaus 1856 an Johann Adam übergab. 1868 übernahm der Bäcker Christian den
Betrieb, der ihn 1921 an seinen Sohn Christian jun. übergab.
Mit dem ersten Telefon im Ort bekam der Adler eine
wichtige Funktion im Ortsleben von Holzelfingen. Der Gasthof war auch Mittelpunkt in
Holzelfingen für die örtlichen Vereine. Vor über 100 Jahren wurde dort der Schwäbische
Albverein gegründet.
Neben der Gastwirtschaft gab es von Anfang an drei bis
vier Fremdenzimmer. Unter den Übernachtungsgästen waren auch zahlreiche ausländische
Reisende wie das noch vorhandene Gästebuch belegt. Nachdem der Adler im Zweiten Weltkrieg
durch Brand stark beschädigt wurde, erfolgte 1945 der Wiederaufbau. Richard Tröster
führte das Gasthaus, das er 1944 von seinem Vater Christian jun. übernommen hatte bis zu
dessen endgültiger Schließung 1981.
Zwei Anekdoten, die Richard Tröster überlieferte, und
die die sprichwörtliche Bauernschläue nicht nur Holzelfinger Gastronomen belegt, sollen
nicht vorenthalten bleiben: In der Wirtschaft wurde hauptsächlich Vesper serviert, vor
allem warmer Leberkäse mit Zwiebeln, Soße und dazu Brot oder Wecken. Bei besonderen
Anlässen wurde allerdings auch aufwendig gekocht. In einem Wirtschaftstagebuch von
Christian Tröster sen. stand, dass man für gute Stammgäste einmal gebratenen Stallhasen
hätte servieren sollen. Anstatt dessen wurde eine Katze gebraten und die Gäste sagten
danach, dass es sehr gut gewesen wäre. Die Soße hätte sehr würzig geschmeckt.
Der Gasthof wurde zusammen mit der notwendigen
Landwirtschaft mit vier bis sechs Personen bewirtschaftet, wobei neben den Mägden und
Knechten auch die Nachbarn mitgeholfen haben. Über Christian Tröster jun. wird dazu
berichtet, dass er ein sehr ruhiger Mann war, der mit der Ernte so lange wartete, bis die
Holzelfinger mitgeholfen haben. Andererseits legte er großen Wert darauf, dass sein Sohn
Hugo Tröster jede Woche die Türschnalle der Wirtshaustür und den Wasserhahn der
Tiertränke mit Putz-Pomade polierte. (GEA) |