Wirtshausgeschichte(n) - Das »Gasthaus zum Hirsch«
schenkte bis 1955 Wein, Bier und Obstmost aus
Mit eisernem Ofen und Gewölbekeller
LICHTENSTEIN. Wo heute die Oberhausener Bürger in
den Bus nach Reutlingen einsteigen, stand bis 1968 das im Jahre 1790 erbaute
»Gasthaus zum Hirsch«. Seine Geschichte hat der Lichtensteiner Geschichts- und
Heimatverein aufgearbeitet und stellt sie in der fünften Folge über die
Gasthäuser in Lichtenstein vor.
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Wo
bis 1968 das »Gasthaus zum Hirsch«
stand, steigen heute die Oberhausener in den Bus nach Reutlingen ein. FOTO: PR |
Im Jahre 1811 eröffneten die beiden Brüder Gottfried Wilhelm und
Johann Jakob Reiff, letzterer Bürgermeister in Oberhausen, ein Gasthaus,
das »2 Stock Haus und Scheuer unter einem Dach, ein Eckhaus. . . .
bei den Linden an der Straß mit eisernem Ofen und gewölbtem Keller«
umfasste, wie es im Brandschaden-Versicherungs-Kataster von 1835
nachzulesen ist.
Beschreibung von 1840
In der Gebäudebeschreibung des Hirschen von 1840 wird auch eine
Bäckereieinrichtung im 2. Stock beschrieben. Ab 1827 führte Gottfried
Wilhelm Reiff den Hirsch alleine weiter und übergab ihn 1849 an seinen
Sohn Gottfried Wilhelm Reiff jun. (geboren 1823), den dieser bis zu seinem
Tode 1876 führte. Seine Tochter Emilie Mathilde Reiff (geb. 1868)
übernahm 1900 die Bewirtung. Sie heiratete 1901 Richard Johannes Schaber,
Weingärtner und Metzger aus Uhlbach, dem am 3. Mai 1901 die Konzession
überschrieben wurde. Im gleichen Jahr wurde die Scheuer zu einem Saal
umgebaut.
Schaber, der viele Jahre auch die »Nebelhöhle-Wirtschaft« gepachtet hatte, erhielt am 3. Mai 1904 die
Erlaubnis zum Führen einer Gartenwirtschaft auf dem gegenüberliegenden
Gelände (Parzelle 11712) in der Reutlinger Straße, wo er Wein, Obstmost
und Bier ausschenken durfte. Von ihm wurde die 1. Wetterfahne auf dem
Gießstein gestiftet.
Königliches Oberamt stimmt zu
Das Königliche Oberamt zu Reutlingen genehmigte am 24. November 1906
Richard Schaber die »Erstellung eines Wohn- & Geschäftshauses an
Stelle des abzubrechenden Gebäudes Nr. 9 an der Reutlinger Straße in
Oberhausen und eines Ökonomiegebäudes auf Parzelle Nummer 117/2 als
Hintergebäude dazu«. Dieses Gebäude wurde bis 1931 als »Pension zum Hirsch« genutzt, später als Wohnhaus.
Die Wirtschaft zum Hirsch wurde 1931 an Karl Fischer verpachtet. Am 4.
Oktober. 1933 erhielt Albert Gaiser, Metzger und Wirt die »vorläufige Genehmigung zum Ausschank von Wein, Bier, Obstmost,
Branntwein und nichtgeistigen Getränken jeder Art für 2 Zimmer und einen
Saal im 1. Stock, 3 Fremdenzimmern im 2. Stock und der
Gartenwirtschaft«.
Adolf Buck, Metzgermeister und Wirt führte den
"Hirsch" vom 25. März 1938 bis zu seiner Einberufung am 1. Mai
1942.
Im Mai 1954 stellte Adolf Schenk den Antrag auf
Erlaubnis zur Wirtschaftsberechtigung. Nachdem jedoch der Antragsteller am
7. März 1955 verstarb, verzichtete seine Frau, den Betrieb
weiterzuführen.
Nach einem Brand im Jahre 1968 wurde das Gebäude abgerissen. An seinem
früheren Standort - Friedrich-List-Straße 45 - befindet sich heute die
Bushaltestelle Oberhausen. (GEA) |