Unterhaltung - »Schwäbisches im November«: Lichtensteins
Geschichts- und Heimatverein bot seinem Publikum in Unterhausen ein tempogeladenes
Programm
Rücksichtslos
einfallsreich
LICHTENSTEIN.
Die Vorankündigung »Schwäbischer Urknall« traf ins Schwarze: »Heiße« Musik und
oberschwäbischer Wortwitz vereinigten sich bravourös bei »Schwäbisches im November«
am Freitagabend im Johann-Jakob-Rösch-Gemeindehaus in Unterhausen.
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Ragtime und Dixie
im Blut: Fidele Blasmusiker gastierten in Unterhausen. FOTO: LPT |
Ob volkstümliches »Trompetenecho«, Johann Sebastian
Bach-Kantate oder Zwanziger-Jahre-Oldie - egal für welches Musikgenre die Lieder
ursprünglich komponiert wurden - die »Dirty Little Gillenbach Street Band« fetzte sie
rücksichtslos in bestem Dixieland-Sound. Der schwergewichtige Chef der Gruppe, der
wortgewandt und urkomisch moderierte, hatte das Publikum gleich auf seiner Seite: »Heit
Obend simmer per du, des ischt oifacher«.
Live, ohne Verstärker oder Technik zeigten die vier
»beschtaussehendschte« Musiker bei jedem Song, dass sie ihre Instrumente exzellent
beherrschen. »A Solo vom Schlagzeig ischt dia Zeit et wert, die se verschlaga wird«,
sagte der Chef. Also blies und trommelte die ganze Gruppe gemeinsam bis zum Abwinken:
»Gebet et so viel Beifall, des ziaht des Ganze bloß unheimlich in d' Länge«.
Als »emanzipatorisches Leitwerk der Literatur und kühnen
poetologischen Kunstgriff« verriss Wolfgang Engelberger vom Ravensburger Maulart-Kabarett
als Marcel Reich-Ranicki das Lied »Die Fischerin vom Bodensee«. Die blaue Farbe des Sees
sah er als Folge der üblichen schwäbischen Kehrwoche - der Seeputzete. Stilecht
lispelnd, mit kritischem Blick und markant rollendem »R« imitierte er den
Literaturpapst.
»Der goht gar et so, total falsch. Dia sagt et sodele,
dia sagt jetzetle«: Bis zum handfesten Krach demonstrierte Wolfgang Engelberger gemeinsam
mit Gabi Walser, wie man einen Witz nicht erzählen sollte. Die Belegung eines
Volkshochschulkurses erwies sich als genau so schwierig. Sie habe die Einschreibefrist in
der Zeitung nicht gelesen, denn diese hätte sie »abonniert«, so Gabi Walser im Sketch.
Dafür musste sich Engelberger bei seinem Akkuschrauber persönlich entschuldigen, weil er
ihn ausgeliehen hatte. Erst nach frenetisch geforderten Zugaben entließen die 200
Zuhörer die Künstler. Werner Vöhringer, Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins,
und Pressechef Gerd Lindemann freuten sich, dass die elfte Auflage ihrer
Veranstaltungsreihe so gut ankam. Für die nächsten Jahre sind Lesungen, Mundart und
Kabarett bereits eingeplant. (GEA) |