Wirtshausgeschichte(n) - Gasthaus zum
Schwanen in Oberhausen: Lichtensteiner Lokalitäten
Die Schiffschaukel zog die Leute an
VON
GERT LINDEMANN
LICHTENSTEIN. Mit der Geschichte
des Gasthauses zum Schwanen befasst sich der heutige Teil der »Wirtshausgeschichte(n)«
in Lichtenstein. Die Artikel dieser Serie erscheinen in lockerer Folge.
Im Brandversicherungskataster von
Oberhausen wurde das Haus Nr. 87, in dem sich das heutige Gasthaus zum
Schwanen befindet, zum ersten Mal erwähnt: »Ein zweistockiges Wohnhaus
und Scheuer unter einem Dach, beim Kirchhof 1837 neu erbaut, Inhaber
Ludwig Hartstein ohne Keller und Ofen.«
In einem weiteren Protokoll vom 1. Januar 1858 geht hervor, dass ein Jakob
Maier, Küfer, der neue Inhaber war. Ergänzt wurde das
Brandschaden-Versicherungs-Kataster im Jahre 1866:
»... wurde in obigem Gebäude eine Bierbrauerei (Brennerei) eingerichtet«.
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Der
»Schwanen»
auf einer Postkarte aus den 30-er Jahren
FOTO: PR |
Genehmigung erteilt
Ein im Januar
1888 erstellter Situationsplan zeigt auf: »1 Wirtschaftszimmer, 1 Stall,
1 Tenne, 1 Brauerei, Ern und Schuppen und in der Erweiterung der geplante
Wirtschaftssaal mit Abtritt.«
Die Genehmigungsurkunde des Oberamtes Reutlingen
vom 17. Februar 1888 lautet »auf Genehmigung der Errichtung eines
einstockigen 7,0 langen und 5,50 m breiten Wirtschaftssaales mit
Plattformdach, anstoßend an sein Geb. in der Kirchstraße«. Die
Benachrichtigungen vom 17. Februar und 4. Mai 1888 vom Königlichen
Oberamt an den »Gemeinderath und die Bauschau« ergehen an Jakob Mayer
(jetzt mit y!), Bierbrauer.
Mit Datum vom 7.11.1905 wird »dem Schlosser Heinrich Bader die Erlaubnis
zum Ausschank von Wein, Bier und Branntwein in: 1 Zimmer u. 1 Saal des
Erdgeschosses u. 1 Zimmer des 1.Stocks Gebäude Nr. 90 in der Kirchstrasse
in Oberhausen (z. Schwanen) erteilt«. Durch Beschluss des Oberamtes vom
17. Februar 1906 wird »dem Wirt Heinrich Bader in Oberhausen die
Erlaubnis zum Ausschank von Obstmost« nachgereicht.
Reger Betrieb
Am 29. Mai 1914
erhält »Heinrich Bader, Wirt in Oberhausen, die Erlaubnis zum Ausschank
von Wein, Bier, Branntwein u. nichtgeistigen Getränken in dem Gebäude
Nr. 90 Kirchhofstraße in Oberhausen zum »Schwanen« für ein weiteres
Zimmer des I. Stockes u. in dem anstoßenden Wirtschaftsgarten«.
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200 Mark kostete
die Fahrt in den Jahren der Inflation. Dennoch war die
Schiffschaukel im Schwanengarten eine Attraktion |
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Anfang der 20er-Jahre herrschte
im Garten des »Schwanen« reger Betrieb. Die Schiffschaukel, die von den
Söhnen des Schwanenwirts Heinrich Bader betrieben wurde, war damals eine
besondere Attraktion.
Dabei
mussten in den Jahren der Inflation für eine Fahrt schon mal 200 Mark
berappt werden. Angesichts der Millionen-, Milliarden- und sogar
Billionen-Mark-Scheine, die die damalige Zeit überschwemmten, sicherlich
trotzdem noch ein vergleichsweise billiges Vergnügen.
Karl Bader, Kraftfahrer, betreibt
den »Schwanen« ab 30. März 1949, von dem ihn sein Sohn Karl Bader jun.,
Koch, am 1. August 1974 übernimmt. Zunächst wurde der alte Stall (linke
Hälfte), und im Jahre 1976 die rechte Hälfte umgebaut.
Mit einem weiteren Umbau später
erhält der »Schwanen« ein liebevoll eingerichtetes, helles Nebenzimmer,
in dem heute Küchenmeister Karl Bader, Mitglied der Meistervereinigung
Gastronom, und seine Frau Helga auch größere Personengruppen stilvoll
verköstigen können. (GEA) |