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Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 14.09.2004

Reutlinger Generalanzeiger

Denkmaltag - Führungen an Mühlen und Wasserkraftanlagen bringen Erstaunliches ans Tageslicht

Husins Mühlen und eine tote Ratte

VON DIETER REISNER

LICHTENSTEIN. Die vierjährige Klara blickt neugierig auf den Dreck vor sich in der Echaz. »Kannst du die mal rausholen«, fragt sie ungeduldig Tilman Heidemann. Der Wasserkraftanlagenbauer und Betreiber der BSU Turbine in Unterhausen stutzt kurz und erklärt der interessierten Besucherin freundlich, dass die tote Ratte besser doch im Wasser bleibt.

Turbine der ehemaligen Baumwollspinnerei Unterhausen (GAE-Foto: Dieter Reisner)
Damit sich die großen Turbinen ungestört drehen können, müssen ihre Besitzer den Müll und Unrat oft kiloweise aus der Echaz fischen. FOTO: DIETER REISNER

Die Führungen beim Tag des Denkmals am Sonntag bringen Erstaunliches an den Tag und verblüffen nicht nur des Unrates wegen viele hundert Bürger. Einen Tag lang stehen Mühlen, die Kraft des Wassers, das Bett der Echaz von der Quelle bis zum Ortsausgang, das Hauffmuseum wie auch der Honauer Bahnhof im Mittelpunkt des Geschehens.

Der Geschichts- und Heimatverein (GHV), allen voran Günther Frick und Gerhard Weißschuh, bringt mit einer Wanderung von der Echazquelle bis ins Honauer Loch, Besichtigungen der Wasseraufbereitungsanlage der Fair-Energie sowie der Rieger-Werke, der ehemaligen Papiermühle Vollmer, die jetzt der Albwasserversorgung gehört und einer Ausstellung im Heimatmuseum in der Ludwigstraße Wasser-Geschichte und -Geschichten unter die Leute.
     Schließlich hat die sanfte Energie eine lange Tradition. Im 19. Jahrhundert stand durchschnittlich alle 300 Meter ein Mühlwerk oder eine wasserkraftbetriebene Fabrik zwischen der Quelle an der Dobelmühle bis zur Mündung des Flusses in den Neckar bei K'furt.

Großer Andrang

Gert Lindemann, Pressewart des Vereins, war zufrieden mit der Resonanz. "Im Heimatmuseum hätten es mehr sein können. Doch die Leute kommen wahrscheinlich erst an den nächsten drei Sonntagen und nutzen heute das Angebot der offenen Türen". So wie Marco Gass. Der künftige Lichtensteiner Gemeinderat wandert am Morgen mit seinen Kindern sowie 30 weiteren Bürgern von der Echazquelle zu den verschiedenen Honauer Mühlen bis zum ehemaligen Bassin der BSU-Werke.
     Gerhard Weißschuh, der seit vergangenen Herbst im Kreisarchiv geschmökert hat, hält seinen Gefolgsleuten eine spannende Geschichtsstunde. Schon vor 900 Jahren spielten die "drei Mühlen zu Husin" (Hausen) eine besondere Rolle.
     Allerdings lasse sich ein Zusammenhang aus den Archiv-Unterlagen nicht zwingend herstellen, doch der Standort (Rieger, Haid, Bader) spreche eindeutig dafür. "Heute sind alle Mühlen in Privatbesitz." Das allerdings verhinderte den Blick in ihr Innenleben. Was auch Marco Gass schade findet. "Es wäre schön gewesen, wenn man gesehen hätte, wie's da drin aussieht".

Eng geht es - ob des großen Andrangs - bei den Riegerwerken im Johannesweg zu. Der alteingesessene Stromerzeuger von Unterhausen produziert "Elektrizität schon so lange es sie gibt", so Oliver Zinn. Der technische Geschäftsführer zeigt den Besuchern die Produktionsstätte unter der Johanneskirche und erzählt, was da so alles in den Schleusen hängen bleibt. "Kühlschränke, Autoreifen und ein Zigarettenautomat haben wir hier schon rausgefischt." Seit es das Dosenpfand gibt, seien wenigstens die Büchsen seltener geworden.

Jede Menge Unrat

Bei der BSU-Turbine konnten die Besucher vor Ort erleben, wie viel Unrat der Fluss anschwemmt. Ihnen bot sich an der Schleuse ein richtig widerliches Bild. Abgelaufene Lebensmittel in Tüten, schimmliges Brot, leere Flaschen, blutige Unterhosen: Mit vor Ekel verzogenem Gesicht und Kopfschütteln standen die Besucher am Rand der Echaz. Ein Seufzer war da aus vielen Mündern zu hören: "Ja, ja die Zivilisation." (GEA)

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein