Ausstellung - Geschichts- und
Heimatverein zeigt »Schwäbischen Jura«.
Eine Sammlung von Gerhard Weißschuh
Steinerne Zeugen aus
der Region
VON DIETER REISNER
LICHTENSTEIN. Gerhard Weißschuh kennt die Grenze des Urzeitgletschers
genau. Bis nach Zwiefalten breitete sich das Eisgetüm vor 250 000 Jahren vom
Alpenraum her aus. Der Honauer Rentner fand mehrere steinerne Zeugen davon,
die er jetzt in der Ausstellung »Schwäbischer Jura: Steine, Gestein,
Mineralien, Kristalle, Erze, Fossilien« zeigt. »Ich kann den Verlauf des
Gletschers genau nachweisen.«
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Gerhard Weißschuh (links) mit Funden in
der Hand. Der interessierte Beobachter ist Günther Frick. FOTO: REISNER |
Am Sonntag, 9. April um 11 Uhr, eröffnet der Heimat- und
Geschichtsverein Lichtenstein die Schau mit einem Festakt. Im Museum in
der Ludwigstraße 8 gibt's dann jeden zweiten und vierten Sonntag im
Monat von 10 bis 13 Uhr die Ausstellung zu sehen. Sie gibt einen
Einblick in die tiefen Schichten der Schwäbischen Alb und damit in die
steinerne Geschichte der Region.
Teile des weißen, schwarzen oder braunen Jura, Kalkstein, Schiefer,
schwäbischer Marmor, vom kleinen versteinerten Seeigel über Schnecken bis
zum großen Vulkangestein: Die Aussteller präsentieren das Material in
dreißig Schaukästen, jedes - der mehr als 500 Teile - ist einzeln
beschriftet.
»Der Schwerpunkt liegt auf dem gesamten Raum der
Mittleren Alb.«
Die Exponate wie auch die Idee dazu stammen von Gerhard Weißschuh, der
als Mitglied dem Verein seine Sammlung zur Verfügung stellt. Die
Ausstellungsmacher legten großen Wert auf anschauliche Darstellung.
Übersichtliche Tafeln sowie viele Fotos belegen die Hintergründe zu den
stummen Zeugen aus der Vergangenheit.
Weißschuhs Sohn Werner reproduzierte die Vorlagen. »Der Schwerpunkt liegt
auf dem gesamten Raum der Mittleren Alb.« Darüber hinaus zeigt der Verein
noch »Wissens- und Sehenswertes heimischer Tuffsteine«. Angestachelt von der
Idee Weißschuhs, machte sich Vorsitzender Günther Frick »auf die Socken« und
suchte auf Spaziergängen mit seinem Hund Beispiele für Honauer Tuffstein,
der die dortige Olgahöhle mit seinen Blumenkohlformen prägt. Dazu gibt's
Wissenswertes über Tuffabbau, Höhlen, Moore sowie Marksteine.
»Der Fund weckte mein Interesse.«
Auch diese oft versteckten Zeichen in der Landschaft suchte Frick gezielt
auf und widmete den Grenzsteinen eine Ecke im Museum. Die Sammlung
Weißschuhs dagegen ist eine Lebensleistung. Bei einer Wanderung im Allgäu
auf dem Hochgrat entdeckte der Honauer einst einen seltsamen Stein. »Der
sieht aus wie Beton«, dachte der gelernte Elektriker im ersten Moment. »Doch
was sucht so ein Stück davon hier auf dem Berg?«, fragte sich der
Wandersmann.
»Der Fund weckte mein Interesse.« Daraufhin vertiefte sich Weißschuh in
der Fachliteratur. Seither wandert, stöbert und spaziert er über die Alb von
Urach bis Kirchheim, in vergessenen Vulkankegeln, die außer ihm nur wenige
kennen. So brachte er immer wieder Steine und Steinchen nach Hause, über die
andere nur stolpern oder sie einfach übersehen.
Einer seiner Lieblingsstücke ist ein richtiger Brocken. Ein schwarzer
Vulkanstein, der auf der Alb abgebaut wurde und auf der Eisenbahnstrecke
Honau-Münsingen als Unterlage verwendet worden ist. Dort fand Weißschuh den
schwarzen Stein. Daneben prangt aber auch ein nichtschwäbisches Stück.
Den fußballgroßen Quarz schenkten dem fleißigen Sammler Studenten der
Pädagogischen Hochschule in Reutlingen, wo er im Wohnheim Hausverwalter war.
Der Stein stammt vom Nordkap. »Den haben die bis hierher geschleppt«, sagt
er dankbar. (GEA) |