Pressestimmen

 

Reutlinger Generalanzeiger:
Pfullingen/Eningen/Lichtenstein / 14.11.2011

Reutlinger Generalanzeiger

Mundart - Der Rottenburger Peter Nagel rezitiert Gedichte von Sebastian Blau beim Geschichtsverein in Unterhausen. Texte im Stau auf der B 27 auswendig gelernt

»Schwätz net so wüscht«

VON ANKE LEUSCHKE

LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN.
»Ich bin hier, um Ihnen heute Abend etwas in Schwäbisch zu erzählen«, begrüßt Peter Nagel seine Gäste im perfekten Rottenburger Schwäbisch. Der Geschichtsverein Lichtenstein hat zum traditionellen Mundartabend geladen. Das Interesse ist groß, der Saal im Unterhausener Gemeindehaus gut gefüllt. Gedichte und Prosa von Josef Eberle, alias Sebastian Blau, stehen auf dem Programm.

Von der Mutter gescholten, wurde Eberle in seiner Kindheit immer angehalten, er solle nicht »wiaschtes Raoteburgerisch schwätzen«. Eberle habe sich jedoch jeden Moment damit identifiziert. »Schwätz net so wüscht«, könnte es damals geheißen haben, mutmaßt Nagel. »Auch als Schwob ist es schwierig, die Gedichte zu lesen«, erklärt der Blau-Kenner, »besser ist's, wenn man sie hören kann.«

Josef Eberle war gelernter Buchhändler und schrieb bereits in seiner Jugend lateinische Gedichte. Nach einem Schreibverbot in der NS-Zeit veröffentlichte der ehemalige Verleger der Stuttgarter Zeitung unter verschiedenen Pseudonymen Deutsches, Lateinisches und Schwäbisches, das Letztere unter Sebastian Blau.

 

Peter Nagel rezitierte in Unterhausen Gedichte von Sebastian Blau

Seinem Vorbild sieht er sehr ähnlich:
Peter Nagel rezitierte beim Geschichtsverein Lichtenstein in Unterhausen Gedichte von Sebastian Blau

Sieben Gedichtbände erschienen, über seine Heimatstadt, mit Lustigem, Scharfsinnigem, aber auch mit Derbem. Sebastian-Blau-Kenner Peter Nagel trägt aus ihnen gut 90 Minuten frei vor.

Für die knapp 100 Gäste im Gemeindehaus gibt es viel zu lachen, und Rottenburger Geschichte, verpackt in zahlreichen Anekdoten, zu erleben.

Geboten wird ein Exkurs ins schwäbische Lebensgefühl sowie Episoden mit allerlei Seitenhieben, zum Beispiel auf die evangelischen Nachbarn oder die Badener bis hin zum Sülcher Friedhof, auf dem Eberle alias Blau 1986 dann auch bestattet wurde. Doch der Dichter habe nicht nur Humorvolles produziert, sagt Nagel. Als Beispiel nennt er das Gedicht »St. Nepumuk«.

Darin geht es um ein Zwiegespräch mit dem Heiligen St. Nepomuk, einer Statue auf der Neckarbrücke in Rottenburg, welche anlässlich seines 75. Geburtstags in Josef-Eberle-Brücke umbenannt woren war.

Bei einem solchen Vortrag dürfe der Klassiker, »D'r Necker« nicht fehlen, betont Nagel. Eberle sei ein guter Beobachter gewesen, »und das hat er ganz lebendig aufgeschrieben«. Ein gutes Beispiel seien Redewendungen, die zum Teil noch heute im schwäbischen Vokabular vorhanden sind.

Die Lachmuskeln der Lichtensteiner werden an diesem Abend gut strapaziert. Peter Nagel hat eine ganz eigene unterhaltsame Vortragsart. Mit viel Leidenschaft und Herzblut vermag er die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und so wird der Blau-Abend für die Gäste zu einem echten Ohrenschmaus.

Peter Nagel, selbst Rottenburger und passionierter Berufspendler, nutzte die Zeit im Stau auf der B 27 und lernte die Gedichte von Sebstian Blau auswendig und zu rezitieren. »Dies hat er dann kultiviert«, erzählt Gert Lindemann vom Geschichtsverein. Heute ist Nagel ein gefragter Blau-Rezitator. (GEA)

http://gv-lichtenstein.blogspot.com sowie www.ghv-lichtenstein.de

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