Mundart — Winfried Wagner begeistert bei »Ebbes Schwäbisches em
November« des Geschichts- und Heimatvereins in Unterhausen auf ganzer
Linie
LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN. Er ist hierzulande schon lange kein Geheimtipp
mehr. Spätestens mit dem Kinofilm »Do goht dr Doig« und als
Bäckermeister in der erfolgreichen SWR-Fernsehserie »Laible und Frisch«
hat sich Winfried Wagner einen Stammplatz in den Herzen der Zuschauer
erobert. Kein Wunder also, dass sich das Evangelische Gemeindehaus am
Freitagabend bis auf den letzten Platz gefüllt hatte.
Denn der Geschichts- und Heimatverein hatte den Mundart-Entertainer
aus Dettingen an der Erms für die Veranstaltungsreihe »Ebbes
Schwäbisches em November« eingeladen. Und der Autor, Schauspieler und
vor allem Humorist begeisterte auf ganzer Linie. Mehr als zwei Stunden
sorgte Wagner mit seinen fulminanten »auf Lebenserfahrung beruhenden«
Geschichten, urschwäbischen Witzen und hintersinnigen Schelmereien für
Lachsalven bei den Zuhörern, deren Gesichtsmuskeln kaum Zeit zur
Erholung hatten.
»I bin immer no dr gleich kindische Socka wia früher«
So frotzelte der an seinem vierzigsten Geburtstag von Jugendlichen
zum »Fossi« (Fossil) erklärte Mime - »ond des; obwohl i immer no dr
gleich kindische Socka bin, wia früher« - über seinen fatalen
Saunabesuch, »wega dera tiefa Sehnsucht nach einer Diät«, oder
berichtete von der hanebüchenen »Einzelexpedition« zu einer
Restaurantkette, »in der es Wecka gibt, die so labbelig send, die
könntescht in a Schnabeltässle neistopfa ond vorne raussauga, ohne dass
se d'Form verlieret«.

Wagner erzählte im Gemeindehaus in Unterhausen »auf Lebenserfahrung
beruhende« Geschichten.
(Foto: Archiv GHV)
Auch die Erzählungen über die teils haarsträubenden Erlebnisse seiner
fiktiven Figuren Eugen Emberle samt Ehefrau Elfriede, die wegen ihrer
unglaublichen Körperfülle immer wieder für Probleme bei ihrem Gatten
sorgt, trafen den Geschmack der Zuhörer. »Wenn mr lang gnuag verheiratet
isch, ko mr abschätza ob an Schroi pressiert oder et«, witzelte der
Emberle etwa über einen Vorfall, bei dem er seine Elfriede heulend in
der Badewanne vorgefunden hatte, weil: »I ko et aufstanda«. Nur leider
hätte er sie auch nicht mehr herausholen können, denn: »Des Gwicht
stemmscht du nemme.«
»Des Gwicht stemmscht du nemme«
Wagners Witze, »vo dene mr denkt es goht et schlimmer, und s'goht
doch«, sorgten allesamt für hemmungsloses Gelächter. Dabei glänzte der
Mime den ganzen Abend über mit seinem feinsinnigen und knitzen Humor,
lästerte niemals geringschätzig über andere, sondern zog sich selbst und
seine Mitmenschen mit ihren Missgeschicken eher liebevoll schelmisch und
vor allem höchst ulkig durch den Kakao.
Am Ende zeigte begeisterter Applaus, wie gut sich die Zuhörer
unterhalten fühlten. Eine Zugabe wurde natürlich gewünscht. Mit
»Stuttgart bei Nacht« entführte der Humorist seine Zuhörer in frivol
erotischer und trotzdem unsagbar launiger Erzählweise zum Abschluss ins
Nachtleben der Landeshauptstadt.
»Winfried Wagner war' vor 25 Jahren unser allererster Künstler«,
erklärte Gert Lindemann dem Publikum. Weil der 69-jährige Wagner, der im
Oktober sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum feierte, seine Karriere zum
Ende des Jahres beenden wolle, habe sich der Verein gedacht: Den müssen
wir noch mal buchen. »Wagner ist damit der erste Künstler, der zwei Mal
bei unserem >Ebbes Schwäbisches em November< aufgetreten ist«, freute
sich der Schriftführer. (lpt)