Winfried Wagner mit "Humor auf
Schwäbisch" beim Geschichts- und Heimatverein
Kämpfe mit der Personenwaage
Lichtenstein. Ein volles Haus
bescherte der Dettinger Humorist und Schriftsteller Winfried Wagner mit
seinem Programm "Humor auf Schwäbisch" am vergangenen Freitag
dem Lichtensteiner Geschichts- und Heimatverein bei dessem diesjährigen
Mundartabend. Nicht von ungefähr folgten rund 150 Gäste der Einladung
ins Rösch-Gemeindehaus, wo sie schwäbischer Humor in Reinstkultur
erwartete. Winfried Wagner ist auch in Lichtenstein kein Unbekannter mehr.
Gebürtiger Metzinger, gelernter Banker, studierter Journalist,
gewichtiger Schriftsteller, berufener Humorist - diese Beschreibung gibt
sicher nur einen kurzen Abriß seiner belebten Biografie wieder.
Sein Vortrag ist inzwischen sehr
sicher und routiniert geworden, verliert aber nie an Originalität und
Lebendigkeit. Er unterhält schwäbisch knitz, aber auch besinnlich und
hintergründig, lyrisch und komisch, stets jedoch mit seinen eigenen
Werken. Wagner zählt eher zu den leisen Unterhaltern, schrille Töne sind
ihm fremd.
Genau
darin scheint sein Erfolgsrezept begründet. Kleine menschliche Schwächen
karikiert er, ohne jedoch jemals verletzend oder gar ätzend zu wirken. Er
hält den Leuten den berühmten kleinen Spiegel auch Gegenstand einer
seiner Sketche - vor, überläßt es aber dann dem Zuhörer, sich selbst
darin zu erkennen.
,Kaum
auf der Bühne, schlug er auch das Lichtensteiner Publikum sofort mit
seinem scheinbar schüchternen Lächeln in Bann. Während seines über
zweistündigen Programms schaffte er es spielend, die Zuhörer mit
Geschichten, Sketchen und Gedichten ununterbrochen bei Laune zu halten.
Sein auffälligstes Merkmal,
seine nicht gerade bescheiden zu nennende Körperfülle ist gleichzeitig
auch eine nie versiegende Quelle zahlreicher Pointen. Dabei versteigt er
sich jedoch nicht in Platitüden, sondern legt seinem Arzt ein
abgewandeltes Nietzsche-Wort in den Mund: "Wenne no schtärker werd,
breng nie des voll om!"
Seine
Themen: Erlebnisse rund um den Kühlschrank (Dicke häbe oft da Schnupfa...,
weil se halt so oft vorem offna Kühlschrank send) und Kämpfe mit der
Personenwaage (Mei Frau hot mr jetzt so a Schlachtviehwog kauft), Bedenken
über die Platzzuweisung im Flugzeug (net z'weit außa, sonscht fliaga mr
em Kreis) und das verzweifelte Bemühen, einige der zahlreichen Pfunde
wieder loszuwerden (Mit dene 17 Kilo bene ao glei fenftausend Mark
losworda!).
Aber
auch die Auseinandersetzung mit der jüngeren Generation scheut er nicht,
wie sein Auftritt als Kalkleiste beim Disco-Besuch oder der Kampf mit der
Lichtschranke in einem Hamburger Lokal (Vielleichd funktsionierd des bloß
bei gloinere Leid?) zeigt. Immer wieder erfrischend auch seine
Emberle-Briefe (Mai liabr Fraind), in denen er Zeitgeistiges aufs Korn
nimmt.
Daß dem Mann des heiteren Wortes
Starallüren fremd . sind, wird dem Publikum spätestens am Ende seines
Vortrages klar: "Mir kommet jetzt zu de Zugaba". Ungläubigen
Lachern erklärt er auch sofort ohne Umschweife, daß ihm der Zirkus mit
dem Klatscha nicht liegt. Entwaffnend fügt er noch hinzu: Nochher
klatscht koinr, ond i schtand dohenda rom.
Man darf gespannt sein, was der
Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein im nächsten Jahr in seiner
Themenreihe Ebbes Schwäbisch's ein November anzubieten hat.
RN
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