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Reutlinger Nachrichten / Südwestpresse:
Aus Stadt und Kreis Reutlingen / 30.09.1999

Reutlinger Nachrichten - Südwestpresse
 

THEMA EINZELHANDEL / Von 18 Bäckereien und 20 Metzgerbetrieben blieb jeweils ein Betrieb übrig - 150 Fotografien zeigen die Entwicklung des Ortes
Als ein Kuchenstück noch 25 Pfennig kostete

Von Norbert Leister

Zahlreiche Bilder, Ereignisse und Anekdoten aus vergangenen Tagen kommen den alteingesessenen Lichtensteinern plötzlich wieder ins Gedächtnis. Auslöser sind die Fotografien aus einem ganzen Jahrhundert, die der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein In mühevoller Kleinarbeit zu einer Ausstellung zusammengestellt hat.
Zu sehen sind die 159 Fotos drei Wochen lang im Rathaus-Foyer.


UNTERHAUSEN "Vom viela Schwätze kriagt mer en ganz trockne Mund" bemerkte eine Besucherin der Ausstellungseröffnung des Geschichts- und Heimatvereins Lichtenstein am Samstagnachmittag.
     Nur gut, daß die Veranstalter vorgesorgt hatten: Nach einer Sekt und Orangensaftpause konnten sich auch die ausgedörrtesten Kehlen wiederum in die Ausstellung stürzen, den aufkeimenden Erinnerungen hingeben und den zahlreichen Besuchern mitteilen.
     "Schau mol hier, kennsch des no?" "Des woiß i au no, wia des Haus ausgseh hot." Bemerkungen wie diese waren aus vielen Ecken und von mehreren Betrachtern der insgesamt mehr als 150 Fotografien zu hören.

Entwicklung

Die Bildmotive der Lichtensteiner Einzelhändler wecken aber nicht nur Gedanken an die Vergangenheit. Eindeutig läßt sich auch eine Entwicklung daran ablesen: "In den dreißiger Jahren gab es in Lichtenstein achtzehn Bäckereien und zwanzig Metzgereien" berichtet Werner Vöhringer, Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins. Heute ist es jeweils nur noch ein ortsansässiger Metzger und ein hiesiger Bäcker.

Wer die Vergangenheit kennt

Damit die vergangenen Zeiten nicht in Vergessenheit geraten, haben die Mitglieder des Lichtensteiner Vereins diese Ausstellung gestaltet. Denn: "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft mitgestalten" zitierte Lichtensteins stellvertretender Bürgermeister Jakob Buck der Ausstellungseröffnung. "Durch die Fotografien wird die Vergangenheit wieder lebendig."
     Das bestätigt auch Gustav Vohrer: "In de dreißger Johr hot a Stückle Kucha no 25 Pfennige koschtet." Und damals waren die Stücke doppelt so groß wie heute.
     Der 84jährige Vohrer präsentiert sich als authentischer Zeitzeuge, dessen Gedächtnis hervorragend in Schuss ist: Von 1933 bis 1936 hat der gelernte Bäcker in der Bäckerei Stephan Reiff gearbeitet.
     Die beste schwarze Wurst im gesamten Echaztal gab's in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beim Metzger Schwarz. Und die Reutlinger Mutschel hat Vohrer persönlich in den USA bekannt gemacht, als er 1993 seine Schwester in Detroit besuchte, bei einem Backwettbewerb mitgemacht und prompt den zweiten Preis gewonnen hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Harter Kern

"Eineinhalb Jahre lang haben die Vorbereitungen für die Ausstellung gedauert" sagt Vöhringer. Der harte Kern, bestehend aus sieben unentwegt Engagierten, traf sich jeden Freitag, trug in der Freizeit Bildmaterial zusammen, hat dieses begutachtet, vervielfältigt, beschriftet, gerahmt und aufgehängt.
Ein Großteil der Arbeit aber blieb an Winfried Reiff hängen: In seinem eigenen Fotolabor hat er die Originalbilder kopiert. "Einen Fotoladen damit zu beauftragen, hätte die finanziellen Möglichkeiten des Vereins überschritten" sagt der Vorsitzende.
     Neben den Fotografien haben die Veranstalter der Ausstellung Reklameschilder aus Email, Dosen, Verpackungen und Rechnungen zusammengetragen und ausgestellt.
     Auch diese Stücke wecken Erinnerungen an vergangene Tage, die aber die Schüler der Grund- und Hauptschule Lichtenstein gar nicht haben können. Dennoch waren sie aufgerufen, ihre Vorstellungen eines "Tante-Emma-Ladens" zu Papier zu bringen.
     Mit viel Phantasie und künstlerischem Talent ist den Schulkindern der Klassen la, 1c sowie 4d dies gelungen. Bewerten wollten die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins die Werke nicht, belohnen schon: Geldpreise jeweils in gleicher Höhe flossen in die Klassenkasse der Kids.

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Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein e.V., Ludwigstraße 8, 72805 Lichtenstein