POSTKARTEN / Geschichts- und Heimatverein zeigt
alte Ansichten rund ums heutige Lichtenstein.
Bärbele im Blumenmeer
Über 300 Exponate sind noch bis 28. September in der
Ludwigstraße 8 zu sehen.
Ein Freibad gabs nicht nur in Honau, sondern auch in
Unterhausen. Und eine Dampflok zog ihren Rauch quer durchs obere Echaztal. Über 300
historische Ansichtskarten haben Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins thematisch
geordnet und zu einer Ausstellung sortiert.
JÜRGEN HERDIN
LICHTENSTEIN Der Andrang am Sonntag war groß. Und die
Leute hielten es lange in der Ausstellung aus. Vielen machte es einen Heidenspaß,
detektivisch auf Spurensuche zu gehen. Hier das Alte auf Ansichtskarten und auf
Luftbildern. Wo könnte das gewesen sein, "sieht doch heute ganz anders aus",
sagt eine Frau. Und sie findet dann doch die Stelle, wo früher die Bahnschranken waren.
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Die
"Schloss-Lichtenstein-Sammlung" in der Schau zeigt, wie vielfältig sich die
Postkartenmacher der Burg annahmen. |
Der Blick aufs Vergessene und Vergangene in der Heimat hat
seinen eigenen, nostalgischen Reiz, übt eine Anziehungskraft aus, der man sich nur schwer
entziehen kann. Es ist die Fahndung nach dem verloren Gegangenen, die die Menschen
fesselt, die bei strahlendem Sonnenschein draußen nun schon zwei Stunden im Alten
Schulhaus, der 1490 erbauten Kaplanei, Postkarten und Fotokataloge wälzen.
Ernst Etter, Manfred Rapp und Gerhard Weißschuh haben 300
Postkarten zusammen getragen, die Motive aus dem heutigen Lichtenstein zeigen, also aus
den Teilorten Honau, Holzelfingen, Unterhausen und Oberhausen. Letzteres ging mit einer
umstrittenen Reform 1935 in Unterhausen auf. Eine besondere Rarität ist eine Postkarte
mit einem Unterhausen-Motiv, die am 9. Februar 1923 innerhalb des New Yorker Stadtteils
Brooklyn verschickt wurde. Der Auswanderer William Zimmerer schrieb der Familie Mr. und
Mrs. Christ. Außerdem sind viele Motive von Schloss Lichtenstein mit dem dazu gehörigen,
beliebten "Bärbele" zu sehen. Sie steht in einem Blumenmeer.
Ab 1872 durften im Reich auch privat gefertigte Postkarten
in den Handel gebracht werden, auf die der Absender eine Briefmarke mit unterschiedlichem
Porto für unterschiedliche Regionen aufkleben musste. Diese Möglichkeit gab den Anreiz,
eine Seite der Postkarte mit einem Bild zu bedrucken. Sie wurden im allgemeinen in
Gastwirtschaften und Buden bei Sehenswürdigkeiten mit großen Touristenaufkommen
verkauft. Kleineren Orten in der Region nahm sich oft die Firma Metz aus Tübingen an. Sie
archivierte auch viele Ansichtskarten aus dem Raum Lichtenstein.
INFO
Die Ausstellung "Lichtensteiner Postkarten" ist
bis zum 28. September jeden Sonntag von 10 bis 18 Uhr in der Ludwigstraße 8 zu sehen.
Erscheinungsdatum: Mittwoch 17.09.2003 |