Volle Wasserkraft im Echaztal
Letzter Termin 22. November: Ausstellung des GHV über die Bedeutung der
Mühlen
|
Werner Vöhringer und Vereinsmitglied Helmut Munz mit
einem Produkt aus der Echaz-Wasserkraft. Foto: Jürgen Herdin |
Von der Tobelmühle bis zur BSU in Unterhausen: Am 22. November ist
letztmalig die beachtenswerte Schau des Geschichts- und Heimatvereins zu
sehen.
JÜRGEN HERDIN
Lichtenstein Viel Wasser fließt in einem Jahr die Echaz hinunter.
Der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein hat diese Zeit verwendet, um
die Historie von Mühlen, Turbinen, Quellen und Brunnen lückenlos zu
dokumentieren. Die Reise mit originalen Schauobjekten führt von der
Tobelquelle in Honau bis hinunter zur ehemaligen BSU im Norden Unterhausens.
Ein Quintett unter der Leitung von Gerhard Weißschuh und Günther Frick
hat unzählige Objekte gesammelt, Urkunden und Schriftwechsel gehörten
ebenfalls dazu. Ob Öl- oder Getreidemühle, ob Wasserwerk zur Stromerzeugung:
Die Ausstellung dokumentiert mit ihren reichen Schätzen, wie existenziell
notwendig früher die Nutzung der Kraft war, die entsteht, wenn Wasser über
Mühlräder der Schwerkraft folgt. Und die Getreidemühle in Honau verrichtet
heute noch ihre Dienste.
Über die "Mühle Vöhringer" weiß Werner Vöhringer, der Vorsitzende des GHV,
natürlich eine Menge; hat sie doch seinem Großvater gehört. Und der war im
Ersten Weltkrieg Fotograf und hat so eine Menge an Bildern auch aus dem
eigenen Betrieb hinterlassen. "Fast alle Mühlen werden heute nicht mehr
genutzt", weiß Werner Vöhringer. Umso mehr wollten die Leute vom GHV
zusammentragen, welch eine große Bedeutung sie für das Wirtschaften hatten -
bis hinein ins 20. Jahrhundert.
Schon vor über 900 Jahren spielten die "drei Mühlen zu Husin"
(Unterhausen) eine besondere Rolle. Graf Luitold (Luitoldus) von Achalm
schenkte dem von ihm und seinem Bruder Kuno 1089 gestifteten
Benediktinerkloster Zwiefalten unter anderen reichen Stiftungen auch "drei
Mühlen zu Hausen", die später tauschweise gegen Wimsen (Wiminisheim) an
Rudolf von Reutlingen gegeben worden sind.
Es handelte sich um Getreidemühlen, die in der Folgezeit mehrfach den
Besitzer wechselten. Die Schenkung der Achalmgrafen an das Kloster
Zwiefalten setzt voraus, dass diese drei Mühlen zum Zeitpunkt der Schenkung
schon für die Bedürfnisse einer bereits vorhandenen Siedlung erbaut waren.
Ein Zeitsprung: Aus der Ortsamtbeschreibung von 1893 geht hervor, dass in
Honau von alters her das Mühlengewerbe bestanden hat (1206). Die "obere
Mühle" war schon 1454 - heute ists die noch genutzte Mühle des Müllers
Wolfgang Frech - "in die Kellerei Urach zinsbar". Zwischen Honau und
Kirchentellinsfurt setzten im 19. Jahrhundert Wasserräder nicht nur
Mahlsteine, Hammerwerke, Gipsmühlen und Hanfreiben in Bewegung, sondern auch
Papiermaschinen, Webstühle und Drehbänke.
Zwischen Quelle (Dobelmühle zu Honau) und der Mündung des Flusses in den
Neckar stand 1860 durchschnittlich alle 300 Meter ein Mühlwerk oder eine von
Wasserkraft betriebene Fabrik. An der Echaz zählte man im Jahr 1909 genau 73
Wasserwerke, 70 davon lagen auf dem Gebiet des Oberamts Reutlingen.
|
Viele Objekte aus der Mühle Flad sind aufbewahrt worden.
Foto: Jürgen Herdin |
Bereits zum Mühlentag zeigte der GHV Mitte September die Geschichte der
Mühlen auf, nun liegt der Schwerpunkt auf Unterhausen. Doch Besucher sollten
sich beeilen, um die auch museumspädagogisch hervorragend komponierte Schau
noch bestaunen zu können.
Der letzte Termin ist Sonntag, 22. November, wenn von 14 bis 18 Uhr neben
der Erlöserkirche im ehemaligen Oberhausen die Pforten des Geschichts- und
Heimatvereins in der Ludwigstraße geöffnet sind. Der Eintritt ist frei.
--------------------------------------------------------------------------------
Erscheinungsdatum: Montag 02.11.2009
Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/
SÜDWEST AKTIV - Copyright 2002-2009 Südwest Presse Online-Dienste GmbH
Alle Rechte vorbehalten!
|